Ein guter Tag für Blau-Gelb in Thüringen. Thüringen? Genau. Der HRV fährt seine Meisterschaften immer mit weiteren Landesverbänden aus. Und mussten wir in der Vergangenheit Abenteuerreisen in die wildesten westlichen Winkel der Republik machen, war’s dieses Mal einfacher. Knappe zwei Stunden Fahrzeit über eine quasi Pkw-freie A38 inklusive einfach zu fahrender Bundesstraße – damit können wir als Nordhessen sehr gut leben. Das Ziel: Leubingen bei Sömmerda.

Nicht zu heiß, nicht zu kalt. Bei traumhaften Radwetter ging es dann auf die 10 km-Runde. Ausgebaute Wirtschaftswege und nicht eine Querung oder Kreuzung mit einer „normalen“ Straße. Einfacher kann man wohl keinen Kurs absperren. Dazu eindeutig wellig (Faktor 10) mit einem Stück schlechterem Weg, einer flotten Abfahrt zum Ziel (ist alles gut gegangen) und Wind, der auf einem Teilstück in den ersten Rennen stand. 

André ist aktuell so etwas wie unserer „letzten Mohikaner“ bei den Männern der Elite und Amateure. Lukas und Ben verletzt, Samuel, Tobi und die anderen nicht am Start – das war auch schon mal besser. Und es lief auch wirklich nicht schlecht bei André. Er hat ja einen feinen Renn-Instinkt und fährt stets exzellent platziert im Feld. Dumm nur, dass es ein Kommunikationsproblem mit dem Getränk gab. Als Jürgen dann die Flasche reichen wollte, war’s schon zu spät und der Kommissär warf ihm einen bösen Blick zu. Gut, dass André das auch verstanden hatte und erst gar nicht zugriff. So aber kam es auf den letzten Kilometern zu Krämpfen bei ihm; nichts ging mehr. Schade, da war mehr drin als Platz 11. Beim nächsten Mal dann aber, da sind wir uns sicher. 

In den unteren U-Klassen haben wir aktuell nichts zu bieten. Scheint fast so, als ob die Auswirkungen des kleinen Mist-Virus uns erst jetzt richtig treffen würden. Wir arbeiten aber hart daran, dies wieder auf Normalniveau zu hieven. Jungs sind da, die brauchen nur Zeit; hier haben wir bereits 2023 im Blick. Paradestück der ZG in Sachen Masse und Klasse ist Jürgens U19. Der neue Coach bringt sich mächtig ein und die Jungs ziehen mit. Karol fährt bereits in seinem ersten Jahr beeindruckend und ist die unangefochtene Nummer eins. Und dazu hätte es fast auch in Leubingen gereicht. Knapp geschlagen am Ende Vizemeister. Gratulation. Dazu Johann und Gian-Luca, die lange im Feld der Elite/Amateure/U19 mithalten konnten. Eine echte Energieleistung der beiden. Und noch Leo. Der haderte ja als „Frischling“ in den letzten Rennen ganz schrecklich mit sich und der Radsportwelt. In Leubingen aber war er von Anfang bis Ende mit dem Kopf im Rennen und lieferte super ab. In der letzten Runde schnappte er sich sogar noch den vollkommen abgekämpften Gian-Luca. Das Teamergebnis: Die Plätze 2, 4, 5 und 6. Bombe. 

Weiteren großen Glanz in die blau-gelbe Hütte brachten unsere Frauen. Jasmin und Annika sind die schnellsten hessischen Mädels; Jasmin in der Frauen Elite und Annika in der U19w. Ganz bitter aber ist das Startergebnis. Es gibt viele weitere Frauen mit Lizenzen, nur: Wo sind die alle? Unser Aufruf daher: Wenn ihr schon so ein kleines Plastikkärtchen habt, dann stellt euch dem Wettbewerb. Nur so kommt der Frauenradsport voran, nicht mit trainieren und fahren im stillen Kämmerlein. Und wenn ihr Frauen und Mädels wirklich sinnvoll trainieren und fahren lernen möchtet, dann empfehlen wir euch Jasmins Freitagstraining. Zurück zum Rennen. Jasmin verhaspelte sich irgendwie beim Start mit Aufstellung und Losfahren und musste sich dann von ganz hinten vorarbeiten. Das geht auch besser und macht das Rennen dann entscheidend einfacher. Ist aber noch mal gut gegangen. Annika kann den Speed des Feldes definitiv mitgehen, hat aber noch Defizite bei den Attacken, die sie dann entscheidend zurückwerfen. Das Problem ist bekannt und ihr Trainingsplan ist darauf zugeschnitten, das zu beheben. Schon immer beeindruckend ist ihre exzellente Motivation. So fährt Frau auch auf 1. 

Senioren in blau-gelb? Aber sicher doch. Sven und Holger waren bei den Senioren 3 am Start. Sven ist ja ganz frisch bei uns und zeigte schon in den letzten Wochen, dass er wild entschlossen ist, Rennen zu fahren. Je mehr, desto besser. Das zahlt sich aus. Rennen um Rennen werden die Platzierungen besser, an diesem Wochenende Platz 5. Große Klasse. Schließlich Holger. Sicher der einzige Mensch, der noch am Stadtrad eine Wattmessung hat. Und einer mit jeder Menge brachialer Leistung. Warum er die etwa beim Rohloff-Cup nicht immer optimal abrufen kann, wird wohl auf ewig sein Geheimnis bleiben. An diesem Tag aber lief es super. Platz 3 und Podium für Holger. Wir freuen uns mächtig für ihn und ziehen den Helm vor so viel Kraft und Klasse. 

Fazit: Erfolgreiche Meisterschaften für unsere Fahrerinnen und Fahrer. Eine sehr gute Strecke. Ordentliche Orga und ein leckeres Grillwürstchen. Super Wetter. Einziges Manko, die gemeinsamen Starts. Wenn man schon ein 10 km-Rund hat, dann wäre es doch ein Leichtes, hier zu differenzieren. Das war schon teils wirklich  wüst, da man sich als FahrerIn einer schwächeren Leistungsklasse mit etwas Glück und Können bereits nach den ersten Attacken der stärkeren Klassen in der Führungsgruppe wiederfinden konnte – keine Chance mehr für die anderen da ran zu kommen. So etwas wäre bei einem dedizierten Start der einzelnen Klassen nicht  möglich. Und nur ein klitzekleinwenig Kommunikation vom Wagen wäre auch super. So gar nix sagen hinterlässt auch beim Fachpublikum meist Achselzucken. Aber wir wollen keine Meckerfritzen sein, denn wir wissen wie schwierig es ist, Veranstaltungen aus dem Boden zu stampfen. Daher: Danke nach Thüringen für’s Engagement. Wir kommen immer wieder gerne.