Schnell kann ja jeder – aber auch lang? Alexander jedenfalls ist derzeit stets auf der Reise zu entfernten Zielen. Und da passte der Familienbesuch in Polen doch bestens, um die Jahreskilometer noch weiter hochzutreiben. Denn wofür hat man schließlich Familie und Freunde in der Ferne? Richtig! Um dorthin mit dem Fahrrad zu fahren. Das hatte Alex schon im Jahr zuvor »angedroht«.

Vor der Fahrt aber braucht es eine ordentliche Planung. Ohne, dass es gleich zu einer Wissenschaft wird, sind Routenplaner wie komoot extrem hilfreich, um die beste Strecke von A nach B zu erarbeiten. Einfach vorplanen am Rechner, dann auf den Radcomputer übertragen. Dann noch überlegen, wo weitere hilfreiche Freunde wohnen, um die Übernachtungen so angenehm wie möglich zu machen – schon hat man den Trip Richtung dem schlesischen Zabrze im Blick.

Alex` Startschuss fiel am 25. Mai. Für 11 Stunden – inklusive Pausen – sollte es in den Sattel gehen. Erstes Ziel: sein Freund in Nähe von Jena. Satte 190 Kilometer! Und das Ganze selbstverständlich mit leichtem Gepäck, das Rennrad ist schließlich kein Sattelschlepper. Am Ziel schnell die Klamotten frisch gemacht für den nächsten Tag. Und der zweite Tag zeigte sich von seiner schönsten Seite mit angenehmen 22 Grad. Es ging für 200 Kilometer nach Dresden. Dort angekommen, ab ins Hotel und erst einmal durchatmen, das ging doch schon ganz schön in die Beine. Weiter am dritten Tag in Richtung Polen. In Görlitz dann Kassensturz: Noch ganz 2 Euro. Das ist eindeutig zu wenig, um etwas Brauchbares zu essen zu finden. Aber clever muss man sein. Alex überquerte die Neiße und für den polnischen Teil war er gewappnet – 50 Zlotys waren noch im Portemonnaie und mit denen konnte man doch einiges anstellen. 

An diesem Tag ging es erneut über 190 Kilometer. Das aber war noch längst nicht alles. Ein Straßenschild zeigte 25% Gefälle an. Da bekommt jeder Radfahrer leuchtende Augen. Auf in die Abfahrt also. Dumm nur, dass da eine Haarnadelkurve bei Topspeed inklusive Kopfsteinpflaster den Weg versperrte. Schnell den Anker geworfen und sich gerade so durch die Kurve retten, nur um im Anschluss vor einer 19%-Wand zu stehen –  von wegen lockeres Nach-unten-Fahren. Und selbst hier ist absteigen und Schieben keine Option für Alex. Er kämpft sich hoch, doch danach war der Stecker gezogen. Noch 80 Kilometer bis zum Ziel, alles Bundesstraße, was ein K(r)ampf. Gut, dass er bei der alten Schulfreundin der Mama unterkommen konnte und gleich einen Ruhetag genießen konnte. 

Mit frischen Kräften in den 5. Tag. Wobei: Die ersten Kilometer an jedem Tag waren immer die Schlimmsten. Dann navigierte er sich mitten in den Wald, in den Matsch. Nun waren auch noch 10 Kilometer Schieben zu meistern. 60 Kilometer vor Breslau war Alex` Radfernfahrt dann zu Ende. Und das war auch nur logisch. Der Tag ging schnell vorbei, das Rücklicht fiel ab und wurde von einem Lkw auf wenige Millimeter Stärke zart abgeflacht und 120 Kilometer waren an diesem Tag letztlich einfach genug. Höchste Zeit, die Reißleine zu ziehen, denn insgesamt 700 Kilometer sind schon ein echtes Brett und Abenteuer pur.