Nach der noch etwas durchwachsenen Nordhessenrundfahrt stand jetzt direkt wieder ein Doppel-Rennwochenende an. Die Rennbelastung in der Vorwoche schien aber Wirkung zu zeigen und so war das Körpergefühl ganz gut. Die Beine hatten jedenfalls Bock.

Wernigeröder Radsporttag

Los ging es dann am Samstag in Wernigerode. Zusammen mit Samuel versuchten wir uns auf dem Hinweg schon so etwas wie einen Plan zurechtzulegen um in die Punkteränge zu fahren. Schnell war klar. Ich fahre die Sprints, Samuel die Attacken. Am Start standen dann ca. 30 Fahrer. Darunter einige aus bekannten Amateur-Teams und der eine oder andere schnellgebliebene Senior. Vom Start weg wurde auf dem 1km langen Dreieckskurs, ohne große Ansprüche an die Fahrtechnik, ein hohes Tempo angeschlagen. Wie so oft brauchte ich erstmal eine Weile um mich zu sammeln und schaute mir die erste Wertung von hinten an. Vor der zweiten Wertung versuchte ich einfach mal mein Glück in der Flucht und konnte mir als Zweiter die ersten drei Punkte sichern.

Wieder im Feld musste ich mich erstmal erholen. Samuel und ich versuchten in der Folge abwechselnd die Gruppen zu besetzen. Etwas überraschend befand ich mich dann nur wenige Runden später in einer dreiköpfigen Gruppe aus der ich 2 und 5 Punkte sichern konnte. Bei der darauffolgenden Wertung habe ich nach der Führung leider minimal den Anschluss verloren und konnte dem Sprint nicht folgen. So blieben mir erneut zwar 2 Punkte, aber leider kein Windschatten mehr. Ich versuchte es also allein hinter der Spitzengruppe. Das gelang mir auch ganz gut und so konnte ich mir noch bei zwei weiteren Wertungen zwei Punkte sichern, ehe ich wieder vom Feld geschluckt wurde. Im selben Moment setzte Samuel seine Attacke und konnte sich zusammen mit Vitus Obermann entscheidend absetzen. Das große Glück der beiden war dann, das die beiden verbleibenden Spitzenreiter noch den Rundengewinn perfekt machten und es somit für die Beiden plötzlich noch um 10 und 6 Punkte ging. So gelang es auch Samuel noch das eigene Punktekonto zu füllen. Mit einem 7. Platz für Samuel und meinem 4. Platz + einem 5l Fass Hasseröder konnten wir dann glücklich und zufrieden den Heimweg antreten.

Lennestadt Rennen

„Ist der Kurs eigentlich flach?“ Die Frage kam am nächsten Morgen auf, als ich mit Jasmin und Laurens auf dem weg nach Lennestadt war. Beim Blick auf die sich durch die Berge des Sauerlandes schlängelnde Landstraße schien das eher unwahrscheinlich. Bei der Streckenbesichtigung war dann klar. „Nein! Flach ist der nicht!“ Der Kurs hatte eigentlich so ziemlich alles zu bieten, was man in eine Rennstrecke bauen kann. Eine lange windanfällige Zielgerade, eine Rampe mit zweistelligen Steigungsprozenten und 23hm, Kopfsteinpflaster, Regenrinnen, Kreisel und Verkehrsinseln und das alles auf gerade einmal 1,5km. Bei Jasmin kam Freude auf, Laurens und ich suchten lieber schon mal nach Ausreden, warum es denn nicht so gut laufen würde.

Jasmin durfte sich dann auch als Erste austoben. Richtig cool, es gab ein reines Frauenrennen und das war auch mal wieder richtig stark besetzt. Nicht ganz so cool: Entgegen der Ausschreibung wurde die Renndistanz schon im Vorfeld deutlich verkürzt. Schade, aber ein spannendes Rennen mit vielen Prämiensprints und Attacken am Berg ist es dann trotzdem geworden. Jasmin konnte von Anfang an gut agieren und sicherte sich mehrere Prämien. Dann konnten sich allerdings zwei Fahrerinnen absetzen  – vom eigentlichen Feld war aufgrund der schweren Runde auch nur noch eine Hand voll Fahrerinnen übrig geblieben. Da nun eine Fahrerin vom Team d.velop Ladies vorne dabei war und Jasmin zwei Begleiterinnen vom selben Team am Hinterrad hatte, war an eine richtige Nachführarbeit nicht zu denken. Kurz vor Rennende konnten dann noch zwei weitere Fahrerinnen aufschließen und es kam zum Sprint um Platz 3. Jasmin, die einen superstarken Sprint fuhr, konnte sich so noch den vierten Platz sichern und erneut gut bei den Fahrerinnen der Bundesligateams mitmischen.

Dann waren Laurens und ich an der Reihe. Laurens hatte sich nach der Absage des U19-Rennens dazu entschieden, einfach bei den Amateuren mitzufahren. 42 Runden sollten gefahren werden. „42 Mal die Rampe rauf?“ Mit schreckgeweiteten Augen starte ich auf die Rundenanzeige. Entgegen meiner Befürchtung wurde dann aber zumindest nicht so superschnell gestartet. Allerdings konnte sich auch schon kurz nach dem Start ein Fahrer entscheidend absetzen. Nach wenigen Runden sortierte sich das Feld am Anstieg aber derart, dass nur noch eine 7-köpfige Verfolgergruppe übrig blieb, in der auch ich mich gut halten konnte. Immer wieder wurden Prämien ausgerufen, aus denen ich mich aber vorsichtshalber heraushielt, um nicht unnötig Körner zu verschleudern. Die Runden wollten einfach nicht weniger werden und schnell zeichnete sich ab, dass wir für die 65km wohl fast zwei Stunden benötigen würden. Auch dank Jasmins Verpflegung vom Streckenrand fühlten sich die Beine aber auch gegen Ende des Rennens noch recht gut an. Na ja, zumindest den Umständen entsprechend gut.

Inzwischen hatten wir auch den Rest vom Hauptfeld überrundet, was zwischenzeitlich für etwas Hektik und leicht erhöhtes Tempo im Anstieg sorgte, aber ohne Probleme über die Bühne ging. Erst in der letzten Runde wurde der Anstieg dann noch mal so richtig am Anschlag gefahren. Ich musste zwar kurz eine kleine Lücke aufgehen lassen, konnte die aber noch vor der Kuppe wieder schließen und so ging es für uns noch um Platz zwei. Mit dabei war auch der zum Bergfahrer mutierte Vitus Obermann 😉 So war auch klar, welches Hinterrad ich mir für den Sprint suchen würde. Leider fehlte mir aber nach dem langen Rennen dann doch etwas die Spritzigkeit und ich konnte im Sprint nur noch halbherzig reinhalten. Am Ende sprang so der fünfte Platz für mich raus. Das übertraf trotzdem meine Erwartungen bei weitem, weil ich auf solchen Kursen auch schon häufig nach wenigen Runden völlig platt am Streckenrand stand. Laurens ist bei seinem Amateur-Debüt übrigens auch noch in die Top 15 gefahren. Super Leistung!

Bericht von André