Während andere eine unbedeutende Rad-Rundfahrt von Florenz nach Nizza im Fernsehen verfolgen, stellten sich unsere Sportler auch dieses Jahr der ungewohnten Herausforderung auf der Radrennbahn in Darmstadt. 

Da nicht sämtliche Rennklassen zahlenmäßig stark besetzt waren, wurden vom Veranstalter einige Rennklassen in den Wettbewerben zusammengefasst. Das betraf unsere beiden U19-Fahrer Joshua und Ilias, die mit den Elitefahrern und Masters zusammenfahren mussten. Und es betraf Lydia mit ihren Mitkonkurrentinnen, die bei den U17-Fahrern mit antraten. Genau genommen also so, wie vom Rohloff Cup bekannt. Das hatte den organisatorischen Vorteil, dass der Zeitplan nicht nur eingehalten werden konnte, sondern sogar die Gelegenheit bot, die eigentlich für den Sonntag vorgesehene Disziplin „Sprint“ vorzuziehen. Mit Blick auf den für Samstagnacht und Sonntag vorausgesagten Gewitterregen sehr angenehm, aber eine zusätzliche Belastung.

Also nicht nur Scratch, Ausscheidungsfahren, Temporunden, Punktefahren, 200 Meter Zeitfahren (als Sprintqualifikation), sondern auch noch den Sprint selbst. 

In der U17 Klasse trafen Markus und Niklas auf erfahrene Bahnfahrer aus dem Rhein-Main-Gebiet und konnten in diesem Feld teilweise gute Platzierungen – Markus Platz 7 beim 500 Meter Zeitfahren – herausfahren. Vermutlich lag es an den „Superman“-Socken. 😊 Die gebotene Vorsicht auf dem doch eher ungewohnten Sportgerät (ohne Schaltung und Bremsen) sowie ungewohnten Untergrund ließen daher keine bessere Platzierung als den 7. und 8. Platz in Hessen für Markus und Niklas zu. Trotzdem: unsere ganze Anerkennung für den Mut und den Einsatz. Nächstes Jahr wird (noch) besser. 

Mit deutlich mehr Selbstvertrauen stürzte sich unsere Lydia in das Getümmel mit den U17ern und Geschlechtsgenossinnen. Gerne auch mal ganz oben in der Steilkurve, um kurz darauf den Hangabtrieb für eine Attacke auszunutzen. In allen Disziplinen behielt sie die Übersicht und verschaffte sich auch gegenüber den jungen Wilden der U17 ihren Respekt. Im Punktefahren lag sie noch 5 Runden vor Schluss in Führung, da ihre Mitkonkurrentinnen das Tempo des Feldes nicht halten konnten und schon über 20 Meter abgeschlagen waren. Leider schlief das Tempo – wie beim Punktefahren nicht unüblich – bis zur Schlusswertung ein und die beiden Mitkonkurrentinnen konnten sich mit letzter Kraft wieder herankämpfen. Unglücklich an der oberen Bande eingeklemmt, konnte Lydia nicht mit den unten durchfahren Kolleginnen mithalten. Dritter Platz.

Alles in allem gab es jedoch wieder reichlich Edelmetall für Lydia. Und Spaß hat es außerdem gemacht.

Die beiden U19er Ilias und Joshua waren die einzigen ihrer Altersklasse am Start. Was zum einen natürlich gut für die Medaillenausbeute war, andererseits anstrengend, weil die Wettbewerbe ja mit den „Großen“ (Elite und Masters) ausgefahren werden mussten. Die beiden wechselten sich als erster und zweiter in den verschiedenen Disziplinen ab, sodass die Platzierung im Punktefahren für den Gewinn des „Omniums“ – bestehend aus den 4 Einzeldisziplinen herangezogen werden musste. Und da hatte Joshua die Nase leicht vorn.  Endwertung also Joshua vor Ilias.

Im Sprint, den sie zusammen mit einem Masterfahrer im Dreiersprint ausfahren mussten, setzte Ilias die Vorgabe „des Trainers“ mustergültig um und attackierte schon innerhalb der ersten von zwei zu fahrenden Runden. Bis der Masterfahrer seine schwere Hinterradscheibe in Schwung gebracht hatte, war Ilias mit seinem geliehenen Standardmaterial schon weit enteilt. Mustergültig hielt sich Joshua teamtaktisch bei der Verfolgungsarbeit zurück und ermöglichte so Ilias den Triumph im Sprint. Gratulation zu dieser taktischen Finesse, denn körperlich war der mehrfache Hessenmeister Axel Goers den beiden Jungs sicher überlegen.

Schließlich noch André bei den Elite Amateuren. Bei Scratch und Temporunden noch auf dem undankbaren 4. Platz, kam mit dem Punktefahren seine Königsdisziplin. 60 superschnelle Runden à 333 Meter = 20 km Vollgas bei 30 Grad Hitze im Schatten. Aber auf der Bahn gibt es keinen Schatten. Früh setzten sich zwei Fahrer ab und kassierten fleißig Punkte bei den Wertungen. Gegen Mitte des Rennens nahm sich André ein Herz und schloss die Lücke zu den beiden Führenden. Am Ende hatte er so viele Punkte eingesammelt, dass er als Dritter auf dem Podium stand. Gratulation. Riesen Leistung. Aber das hat ordentlich weh getan, wie alle sehen konnten. Das macht Hoffnung auf den BEMBELCRIT am kommenden Wochenende, bei dem André in der Fixie-Klasse startet.

Damit war der Samstag aus sportlicher Sicht beendet. Am Sonntag dann Auftakt zu den restlichen Disziplinen. Auf dem Plan standen: Einerverfolgung über 4000 Meter (Herren) bzw. 3000 Meter Frauen sowie Zeitfahren (500 Meter Frauen, 1000 Meter Männer/U19). Die Bahn war vom nächtlichen Gewitter einigermaßen abgetrocknet, sodass die 4000 Meter Verfolgung gestartet werden konnte. Als erster Starter legte André mit 5:27,01 Minuten eine persönliche Bestzeit auf das Zementoval, die später nur noch zwei Fahrer auf futuristischem Zeitfahrmaterial unterbieten konnten. Also auch in dieser Disziplin die Bronzemedaille für André. Glückwunsch. Leider setzte beim letzten Fahrer der 4000 Meter leichter Nieselregen ein, sodass die Fahrbahn – insbesondere der blaue Randstreifen (Côte d’Azur) am unteren Ende der Fahrbahn – immer nasser wurde. Dies wurde dem Darmstädter Fahrer zum Verhängnis und er stürzte mit annähernd 50 km/h im Zielbereich. Daraufhin wurde die Veranstaltung vom BDR-Kommissär zunächst unterbrochen und anschließend in einer demokratischen Abstimmung mit den Fahrern komplett abgebrochen.

Fazit: Unsere Sportler haben wieder einmal auf ungewohntem Terrain hervorragende Leistungen erbracht.