Verrückte Bedingungen in Hamburg: ordentlich Schnee und am Vortag waren manche Abschnitte noch so schlammig, dass man sie nur laufen konnte. Über Nacht ist alles festgefroren und am Morgen des Rennens dann alles hart gefroren, mit tiefen Furchen – aber fahrbar, wenn man diese gut traf. Ansonsten viele Abschnitte, auf denen der angetaute Schnee zu Eisplatten gefroren war. In vielen Kurven war es also ein extrem schmaler Grat zwischen Abflug und Ideallinie.
Mit Startnummer 10 durfte ich aus der zweiten Reihe starten. Großes Glück, wie sich schnell zeigen sollte. Auf der langen Startgeraden konnte ich mich schnell auf Platz 4 vorarbeiten. Wie erwartet, wurde die erste enge Linkskurve mit Schnee und Eis zur ersten entscheidenden Stelle. Als ich eingebogen war, hörte ich es hinter mir auch schon krachen. Glück gehabt und die richtige Taktik von mir, sofort komplett über das Limit hinauszugehen. Das Argument, „Das ist hier keine Weltmeisterschaft“ zählte in diesem Fall ja irgendwie nicht und so hatten alle das Messer zwischen den Zähnen.
Auch in den nächsten Kurven gab es weitere Stürze. Beim Zweiten musste ich leider anhalten und einige Fahrer konnten mich überholen. Davon ab war ich dermaßen am Limit, dass ich etwas herausnehmen musste, um nicht in den kommenden Schlammfurchen selbst größere Fehler zu machen. So fand ich mich nach der zweiten Runde auf Platz 11 wieder. Nach hinten war Luft und nach vorn hatte ich zwei Fahrer aus den Niederlanden und aus Tschechien im Blick. In der vorletzten Runde musste der Fahrer aus Tschechien sein Rad wechseln und ich konnte ihn am Ausgang vom Depot überholen. Top 10 war also erreicht. In den technischen Abschnitten versuchte er immer wieder zu überholen und wollte mich auch mit Körpereinsatz darauf hinweisen. Trotz allem Geplänkel konnten wir zu einem polnischen Fahrer auffahren und gingen als Dreiergruppe in die letzte Runde.
Ich versuchte, mich auf den Geraden im Windschatten etwas zu schonen und in den mittlerweile – durch den Sonnenschein – doch recht schlammigen Passagen keinen Fehler zu machen. Bis zum letzten Drittel der Runde lief das einwandfrei. Dann kam der Fahrer aus Tschechien direkt vor mir zu Fall und ich konnte gerade noch so über das Eis am Rand an ihm vorbeifahren. Dazu kam, dass der Fahrer aus Polen kurz stoppen musste und ich so schnell ein minimales Loch herausfahren konnte. Ab da war wieder Vollgas angesagt. Mit Augen zu und durch ging es durch die letzten eisigen Passagen und anschließend auf die ansteigende Zielgerade. Mit etwa 10 m Vorsprung konnte mir so Platz 9 sichern. Fazit: Richtig geiles Rennen bei richtig geilen Bedingungen! Das ganze Training hat sich gelohnt und die Tagesform war perfekt. Besser hätte es kaum laufen können. Nachdem ich das Zuricrit im Sommer krankheitsbedingt absagen musste, bin ich also doch noch zu einem echten Saisonhighlight gekommen.
André