Woran liegt das wohl, dass das Wort “RTF” dermaßen abschreckend heutzutage auf RennradlerInnen wirkt? Zumindest scheint es so. Bei jeder dieser Veranstaltungen hört man die Geschichten, dass früher alles viel besser war. Und da ist was dran. So auch gestern bei der RTF in Hümme. Der Kollege aus Hamburg berichtete davon, dass man zu besten Zeiten in der Hansestadt schon leicht geknickt war, wenn unter 1.000 Aktive am Start waren. Zahlen, die wohl niemals mehr erreicht werden – lassen wir mal Bimbach außen vor.

Es scheint, als hätte sich die klassische RTF echt abgewirtschaftet; manche sprechen leicht despektierlich von “Altherrenveranstaltungen”. Fair gegenüber der RTF ist das aber nicht. Im Gegenteil. Wie auch am Sonntag, werden diese Veranstaltungen meist liebevoll in Szene gesetzt und engagieren sich die ausrichtenden Vereine großartig für den (Breiten-)Radsport. Von Kommerzveranstaltungen mit 50 € + Startgeld ist das mindestens ein Sonnensystem weit entfernt. Und dafür müsste es doch eine gigantische Zielgruppe geben, oder? Wer hier in der Kasseler Umgebung über den R1 nach Süd oder Nord fährt, der sieht sie in Scharen – Frauen und Männer auf ihren blitzsauberen Rennmaschinen oder auf dem Gravelbike, frisch aus dem Laden; und auch in den Vereinen (wir eingeschlossen). Dort finden sich ja sowieso die RadfahrfreundInnen zusammen. Was sie alle oft eint? Sie gurken tagein, tagaus mit denselben Gesichtern, meist zum tausendsten Mal dieselbe Strecke entlang. Man mag sie fast RTF-wachrütteln. “Hallooooo, tolle neue Strecken in Aussicht, winziges Startgeld (5 € gestern). Verpflegung kostenfrei auf der Strecke. Alle Strecken ausgeschildert. Ihr müsst euch um gar nix kümmern. Nur mitfahren.”

Und nun genug des Märens, wie lief’s? Quasi pünktlich um 8:30 Uhr machten sich Armin, Jens, Roman und Sarina bei feinstem Wetter auf ihren Weg über die 115 Kilometer. Armin und Roman kannten die Strecke schon, für die anderen beiden war’s eine Premiere. Und so ging’s entspannt los, leider aber fanden wir bis zum ersten Kontrollpunkt keine weiteren Gruppen zum Mitfahren. Dort aber fand sich eine 4er-Gruppe an RSClern, an die wollten wir uns heften. Lecker Minibrötchen, eine Waffel oder eine Banane gegessen, etwas getrunken und weiter ging’s. Nun zu acht. Der Taxidienst in Grün funktionierte super, da wurde teils ziemlich gedrückt, aber Blau-Gelb konnte sich im späteren Verlauf doch noch einige Male revanchieren. Am zweiten Kontrollpunkt brach unsere Taxigruppe bereits früher auf, wir warteten noch die Toilettenpause entspannt ab. Dann aber los, vielleicht holen wir die wieder.

Nun folgten die Anstiege in den Reinhardswald, die stehen ja auch auf unserer Reinhardswaldrundfahrt am 10. September auf dem Programm. Nach dem ersten kleinen Hügel hatten wir dann einen weiteren Mitfahrer, der sich darüber freute, endlich mal Windschatten und einen Plausch zu bekommen. Ab nach oben, Sarina machte schön Alarm. Dann kam die Abfahrt runter nach Gieselwerder. Full Spead Ahead bei Roman (dicker Mann auf dickem Bike mit dicken Rädern), so ballert es sich auch über schlechteste Straße schnell nach unten. Nach der Hälfte war der Erste in Grün wieder erreicht. Am Ende der Abfahrt fanden sich dann alle wieder und es ging im Expresstempo am Wasser entlang nach Bad Karlshafen. Dort die letzte Kontrolle – fast noch verpasst – und zurück nach Hümme.

Großes “Hallo” dann im Ziel, denn Udo war für eine kurze Runde auch noch vor Ort. Damit waren wir zu fünft und so drittstärkste Fraktion an diesem Tag. Gut, dass der Landrat dafür noch einen Pokal übrig hatte. Sehr lustig, wir haben uns gefreut. Der Radtag wurde dann standesgemäß mit Radler, Wurst, Pommes oder Kaffee und Kuchen beendet. Applaus für den RV Hümme und die tolle Veranstaltung. Nächstes Jahr kommen wir (sowieso klar) wieder und dieses Mal hoffentlich mit einer noch größeren Delegation.