Viele Radler denken ja immer mal darüber nach, lange Touren durchs Land über Radwege zu machen. Ich dachte mir, schau’ ich mir mal den Elberadweg rund um Dessau an. Ist schließlich einfach, denn ich habe meine temporäre Wahlheimat dort. Rund 140 Kilometer bin ich Stromab- und aufwärts umhergefahren. Und ganz ehrlich: Wer dort mit dem Rennrad zighundert Kilometer fahren will, braucht einen starken Laufradsatz und ebensolche Nerven. Zumindest war ich froh, dass ich die 47/650B drauf hatte, so ging’s ohne Genickbruch. Aber der Reihe nach.
Wittenberg und viele kleine Orte an der Elbe sind echt schick, da gibt’s nix zu meckern. Dazu gibt es Nebensträßchen, die nahezu vollkommen Pkw-frei sind. Aber warum überhaupt Nebenstraßen, wenn man auf dem Radweg rumgurken kann? Das aber hat seinen Grund. Schön, dass der Elberadweg zwar oftmals fluffig asphaltiert und super zu fahren ist, aber dann: spontan ein Schild und Schluss. Oder der Radweg entscheidet sich spontan im Elbesand zu verlaufen oder präsentiert Kopfsteinpflaster, wogegen der Wald von Arenberg ein Lacher ist. Und: Bei der Ausschilderung sind einige Kommunen auch kreativ. Manchmal muss man echt suchen. Daher geht’s oft auf die Straßen. Die aber sind teilweise auch mit extremer Vorsicht zu genießen, der Sachsen-Anhaltiner fährt nämlich mit Nachdruck Pkw und Lkw. Außerdem: Ebenso launisch wie der Radweg endet der feine Asphalt der Kreisstraße am Ortsschild und sieht der Untergrund für die nächsten Kilometer immer noch real und sozialistisch aus.
Mein Tipp: Nehmt für solche Touren unbedingt ein Gravelbike mit kuschliger Bereifung, die dem Wahnsinn unter euch seinen Schrecken nimmt. Dann könnt ihr damit richtig an der Elbe lang ballern.
Roman