Cross unter besonderen Bedingungen in Radevormwald beim zweiten Lauf im Bombtrack NRW-Cup. Besonders deshalb, da es am Vorabend auf gleicher Strecke zum Deutschland-Cup unter Flutlicht kam. Und ganz besonders, weil das seit Monaten trockene Wetter nach dem ersten Lauf die Strecke entscheidend verschlimmerte. „Ein einziger Staub bereits nach dem ersten Lauf“, so das Fazit unserer Radsportfreunde Jasmin und André vom Tuspo Weende.

Und es sollte übler werden, denn durch die vorherigen Rennen wurden Wurzeln freigelegt und die Erde an Stellen abgefahren, die dadurch zu wahren Materialkillern wurden. Ein knüppelharter Track und die Frage: Mehr Luft auf die Reifen? Damit verringert man schließlich die Durchschläge, bekommt aber jede Baumwurzel und Welle direkt in die Knochen weitergeleitet. Eine schwierige Entscheidung. 

Für die ZG musste zuerst Holger diese Frage für sich beantworten. Mit einem Schluck mehr Luft ging es in der Masters 3 – ja, auch Holger hält die Zeit nicht an, er muss ab 2019 in dieser Klasse starten – an den Start. Eine längere Krankheit und nahezu keine Cross-Trainingseinheit, bei ihm waren die Vorgaben klar: durchkommen. Und das schaffte er mit jeder Menge Willensstärke und ohne Defekt. Abgekämpft und zart fluchend erreichte er mit dreckgeschwärztem Gesicht und Staublunge das Ziel. Wir sind der Meinung: Sehr gut gemacht, Holger. 

Im Anschluss musste die Strecke zeigen, dass sie auch mit etwa 100 Startern umgehen kann; wir waren kritsch-gespannt. Start für die Elite mit Ben und Fabian und Sebastian Cebula bei seinem ersten Lizenz-Rennen überhaupt. Ben hatte die Top-Ten im Visier und sich sofort bestens nach dem Start platziert. Als Vierter flog er über die ersten Hindernisse und in den Wald hinein. Ihm hinterher hieß es für Fabian und Sebastian. Wie in der Woche zuvor wollte Fabian auch dieses Mal auf Durchkommen fahren und Sebastian sollte sein erstes Rennen enfach nur genießen. Klar, dass sich beide schnell am Ende des langen Feldes wiederfanden. 

Als der Führende schließlich das Waldstück verließ, hieß es warten. Und warten. Und warten. Kein ZG-Trikot in Sicht. Schließlich war es Sebastian, der sein Rad als erster die Treppen hinaus aus dem Wald trug. Wo war der Rest? Ben bekam den Knock-Out bereits in der zweiten Waldkurve. Noch quasi die ganze Runde vor sich und das Materialdepot gerade so hinter sich, und dann einen Plattfuß. Das Rennen war gelaufen. Toll, dass Fabian als Retter in der Not kam. Er gab Ben sein Rad und machte sich zu Fuß mit Bens Maschine auf die Runde. Eine Klasseaktion von Fabian, dafür bekommt er 20 Samariter-Punkte gutgeschrieben. Als Ben dann als Letzter in die Wechselzone kam, konnte er mit dem Ersatzrad endlich anfangen Boden gut zu machen. 

Nun wurde es rund um den Service-Bereich etwas verwirrend. Rainer kam nämlich – zu Fuß. Rainer? Er startete doch zeitlich verzögert in der Masters 2 und sah in den ersten Technik-Teilen noch sehr gut aus. Eine gute Platzierung wäre das logische Resultat für seine aktuell tolle Form gewesen. Was war passiert? Auch bei ihm schlug die Defekthexe so früh zu, dass das Rennen gelaufen war. Eine Runde zu Fuß bei dieser relativ langen Strecke, sinnlos. Zudem  nun wirklich kein weiteres Ersatzrad mehr da war.

Nun aber wieder Blick aufs Rennen. Jetzt hieß es Fabian nach der wohl längsten Schiebepassage seines Lebens wieder aufs Rad bringen. Dies stand ja nun wieder zur Verfügung. Ok, geklappt. Nur schade, dass am Ende für Fabian ein »DNF« auf dem Zettel stand, da hätte er definitiv verdient, im Ergebnis geführt zu werden… Weiter geht’s. Ein banger Blick auf das Rund zu Sebastian. Alles in Ordnung bei ihm? Ja. Konzentriert drehte er Runde um Runde. Aufgeben ausgeschlossen. Ein hart erkämpfter und deshalb umso schönerer Platz 25 bei der Premiere. Applaus für Sebastian.

Jetzt das noch intakte Hinterrad von Rainer an Bens defekte Maschine bauen. Schließlich fährt es sich auf dem eigenen Rad immer besser. Nach einer kleinen Bastelarbeit war es vollbracht. Ben konnte wieder wechseln. Aber nur um der nachfolgenden Runde wieder auf die Ersatzmaschine zu wechseln – sein Bike lief einfach in dieser Kombination nicht. Immerhin konnte er letztlich noch 8 Fahrer überholen, fing sich nur eine Überrundung ein und fuhr auf Platz 18. In der U23 war dies sogar Platz 3.

Nach 60 Minuten und einer Vielzahl von Defekten und Ausfällen von Fahrern endlich das Ende. Die schweiß- und dreckverschmierten Gesichter in den gelb-blauen Trikots sammelten sich und Jasmin und André gesellten sich dazu. Schnell war die Laune gut und wurde über das Rennen und seine Tücken so diskutiert, dass die Platzierungen komplett egal wurden. Ein echt gutes Team mit toller Einstellung und in dem sich gegenseitig geholfen wird. Das hat wirklich Spaß gemacht. 

Und der war noch nicht vorbei. Die nächste Premiere stand noch auf dem Programm. Philip Cander startete in der Hobby-Klasse der U17. Nach dem Startschuss tobte die ZG-Fangemeinde am Streckenrand: Philip ganz vorne mit mächtig Druck auf dem Pedal. Leider aber nur für weitere 300 Meter. Dann nämlich flog die Kette ab. Und das machte sie in der ersten Runde gleich noch vier mal. Schon wieder musste das Ersatzrad her – selbstverständlich überhaupt nicht auf Philip eingestellt. Der kam zum Wechseln und bekam nur eine knappe Einweisung. Spannend, denn mit dieser Art von Schaltung war er noch nie unterwegs. Letztlich fuhr er sich prima ein und konnte am Ende noch einen Pokal für den zweiten Platz mit nach Hause nehmen. Toll gemacht, Philip. Nur mit dem Rad wird’s auch bei den folgenden Rennen ein Problem geben, denn seins ist so nicht wettkampffähig. Aber auch das ein Problem, das wir im Team lösen werden.