Von den Deutschen Meisterschaften fuhr ich direkt zum UCI Weltcup nach Ostende an die belgische Nordseeküste. Im Hotel Vayamundo wurden die meisten Nationen mit Ihren Teams beherbergt. China, Italien, Kanada, Slowenien, Frankreich, Norwegen: Insgesamt waren etwa 20-30 Nationen am Start.

Ganz wichtig, nicht nur wegen der anregenden Seeluft: Es gab 3 Mal am Tag essen –  und dies wurde von den Fahrern intensiv genutzt, auch wenn die belgische Küche nicht als Krone der Haute Cuisine bekannt ist. Mittwoch und Donnerstag führte dann die UCI Überprüfungen der Klassifizierungen durch. Der Hintergrund: Die UCI weiß nicht, welche Sportler für die Paralympics nominiert werden, deshalb wird im Vorfeld versucht, alle Sportler aktuell zu klassifizieren. Für mich bedeutete das, dass wohl alles beim Alten bleibt und ich leider weiter mit A/B Fahrern an den Start gehen »darf«. War ja irgendwie abzusehen.

Am Freitag um 9 Uhr schließlich der Start zum Zeitfahren. Die L-förmige Strecke mit den langen Geraden war in beide Richtungen zu befahren. Und damit es uns nicht zu langweilig werden sollte, gab es kurz nach dem Start eine winklige Innenstadtpassage, bei der nicht an Kurven, Rinnsteinen und Kopfsteinpflaster gespart wurde. Absolut nicht mein Ding. Danach ging es Richtung Wendestrecke am Flughafen. Dort erwartet uns Seewetter mit einer knackigen Gegenwindpassage; man hatte das Gefühl, als gehe es steil bergauf. Insgesamt aber ein tellerflacher Kurs. In der MC4 waren 3 Runden á 8,5 km zu bewältigen. Um 17:12 Uhr ging ich von der Startrampe. In der dritten Kurve war ich dann doch etwas schnell, strauchele im Rinnsteig, kann aber einen Sturz gerade noch abwenden und ließ es danach etwas vorsichtiger angehen. Am Ende landete ich auf Rang 16. Sicherlich hätte die Zeit noch 1 bis zwei Minuten schneller sein können, aber vom Ranking her war die Platzierung schon ok. Direkt vor mir ein Puertoricaner und die beiden Italiener um Pittacolo und Fantini auch nur auf den Rängen 10 und 11.

Sonntag 9 Uhr der Start des Straßenrennens, zusammen mit der MC5. Ein Feld mit über 40 Fahrern in meiner Klasse ist schon eine Seltenheit. Gefahren wurde die gleiche Strecke wie am Freitag – 9 Runden. Obwohl es die ganze Nacht zuvor geregnet hatte, war die Straße schon wieder am Abtrocknen, als das Rennen startete. Es folgte ein Rennen, das von vielen Stürzen und Ausfällen geprägt war. Am Ende platzierte ich mich auf Rang 12. Das ist nicht so schlecht. So richtig Spaß gemacht hat das Rennen aber trotzdem nicht. Ich hatte darauf spekuliert, dass sich hinter der Spitze ein kleines Feld bildet, was jedoch nicht eintraf. Nach dem hektischen Start komme ich eigentlich ganz gut durch die ersten Kurven. Bald jedoch schon die ersten Stürze vor mir. Am Ende des Kurvenlabyrinths kurz vor der Geraden dann ein Loch vor mir, das ich nicht mehr zufahren kann. Die folgenden 9 Kilometer alleine wurden sehr lang. Die zweite Hälfte des Rennens fahre ich mit einer Gruppe um MC5-Fahrer Christian Niehaus, nachdem mich zuvor schon das Feld überrundet hat. Hier konnte ich gut mitrollen. Schade, dass ich erst so spät in den Genuss einer Gruppe komme.

Am Rande einige kleine Stilblüten aus dem Paracycling-Sport: Australischer Meister in der Klasse U23 ist ein Sportler, der bei den Paralympics in der Klasse MC5 startet. Und Sarah Storey, die britische Vorzeigebehindertenradsportlerin, fuhr letzte Woche bei der Tour of Kalifornien 90 km allein an der Spitze. Wegen der Spesen: Dienstag rief mich mein Kumpel UCI-Kommissär Christian Magiera an und fragte, warum mir die UCI eine Strafe von 50 Franken aufgebrummt hat…ich weiß es nicht. Zu schnell gefahren bin ich sicherlich nicht. Aber wenn ich den Bescheid bekomme, lasse es ich euch wissen. Versprochen!

Euer
Sebastian